Leben im Korsett
Weibliche Selbstermächtigung war schon immer ein Thema in Filmen über berühmte Frauen. Aber auch oft genug dienten diese Filme nur zur Tradierung von Klischees. Keine historische Persönlichkeit steht da so im Fokus wie Elisabeth von Österreich, kurz Sissi oder richtiger Sisi genannt. Seit den Filmen mit Romy Schneider ist sie immer wieder zum Gegenstand von Verfilmungen geworden und jedes Mal spiegelten diese Filme auch den Zeitgeist der Epoche, in der sie entstanden sind. Im Moment scheint es einen richtigen Boom an Verfilmungen ihres Lebens zu geben.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich die österreichische Filmemacherin Marie Kreutzer (Gruber geht – Der Boden unter den Füßen) ebenfalls mit Elisabeth beschäftigt. Doch sie tut es anders als die Verfilmungen zuvor. Nicht die junge, naive Sisi steht in ihrem Film im Mittelpunkt, sondern die alternde, an ihrer Rolle zweifelnde und verzweifelnde Gattin des österreichischen Kaisers. Zunehmend ihrer Verpflichtungen ohne wirkliche Einflussnahme müde, möchte sie ihrem Korsett entfliehen, ohne richtig zu wissen, wie sie das anstellen soll.
Vicky Kriebs zeigt uns die Verzweiflung hautnah und macht begreifbar, dass unabhängig vom Stand, Frauen nicht an ihrem Wert, sondern an ihrer Verwertbarkeit gemessen wurden und immer noch werden.
In Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Nienburg.
v. Marie Kreutzer A 2022 – 113 Min.
Hier geht's zum Trailer des Films: https://www.youtube.com/watch?v=OhXztpHZx7o
Der Film wird im Filmpalast am Hafen gezeigt.
Foto: Filmagentinnen
